Titelbild zum Blogbeitrag: Pflegetagebuch & Pflegeprotokoll

Pflegetagebuch und Pflegeprotokoll

Mit einem Pflegetagebuch besteht die Möglichkeit festzuhalten, an welchen Stellen im Alltag pflegebedürftige Menschen Hilfe von ihren Angehörigen oder anderen Pflegepersonen benötigen. Damit dokumentieren Sie den tatsächlichen Unterstützungsbedarf des pflegebedürftigen Versicherten. Dabei dienen Pflegeprotokolle nicht nur der eigenen Einschätzung der Pflegesituation, sondern helfen auch dem Gutachter, den Grad der Selbstständigkeit eines Pflegebedürftigen realistisch zu beurteilen.

Ziele von Pflegeprotokollen

Nachdem ein Pflegebedürftiger einen Pflegegrad bei seiner Pflegekasse beantragt hat, muss diese im nächsten Schritt überprüfen, ob tatsächlich eine Pflegebedürftigkeit besteht und wie hoch sich die Beeinträchtigung im Alltag darstellt. Um den Unterstützungsbedarf zu ermitteln, findet eine Pflegebegutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD) oder MEDICPROOF im Zuhause des pflegebedürftigen Antragstellers statt. Aber auch Begutachtungen per Telefon oder Videotelefonie sind in bestimmten Fällen möglich.

Aus dem Pflegegutachten geht hervor, wie hoch der Pflegebedarf ist und in welchen Lebensbereichen die Person auf Hilfe durch andere angewiesen ist. Anhand des Gutachtens entscheidet die Pflegekasse, ob und wenn ja, welcher Pflegegrad anerkannt wird.

Im Rahmen des Begutachtungstermins erhält der Gutachter nur einen kurzen Einblick in den Alltag des pflegebedürftigen Antragstellers. Einige Aspekte, um den Grad der Selbstständigkeit festzustellen, können gegebenenfalls unentdeckt bleiben. Um einer Fehleinschätzung entgegenzuwirken und zu verhindern, dass pflegebedürftige Versicherte einen zu niedrigen Pflegegrad erhalten, kann das Führen eines Pflegetagebuchs sehr vorteilhaft sein. Es dient dazu:

Alle Pflegeleistungen nachzuweisen

In der Regel sind Pflegebedürftige zum Zeitpunkt des Begutachtungstermins bereits gewaschen und angezogen. Wenn die betroffene Person hierfür allerdings Hilfe benötigt hat, weil sie beispielsweise den Reisverschluss ihrer Strickjacke nicht eigenständig schließen konnte, würde diese Einschränkung im Rahmen der Begutachtung nicht auffallen.

Den Pflegealltag realistisch darzustellen

Der Begutachtungstermin ist für Pflegebedürftige eine ungewohnte Situation, die einer Prüfung ähnelt. Aus dem Grund möchten viele in den Augen des Gutachters „gut abschneiden“. Also strengen sie sich besonders an und beschönigen die eigentliche Situation. Wenn wichtige Aspekte der täglichen Pflege aus Scham nicht angegeben werden, kann sich das allerdings nachteilig auf die Begutachtung auswirken.

Das Begutachtungsinstrument zu verstehen

Pflegende Angehörige können sich durch die Dokumentation frühzeitig mit den komplexen Begutachtungsrichtlinien auseinandersetzen und sich auf den Begutachtungstermin vorbereiten. Sich rechtzeitig mit den alltäglichen Anforderungen und Problembereichen der Pflegepraxis zu beschäftigen, gibt ihnen Sicherheit für die Pflegebegutachtung. So können sie viele Fragen vorausgreifen.

Den tatsächlichen Pflegebedarf im Falle eines Widerspruchs zu belegen

Möchten Betroffene einen Antrag auf Widerspruch gegen den Bescheid der Pflegekasse stellen, weil sie ihrer Ansicht nach einen zu niedrigen Pflegegrad zuerkannt bekommen haben, haben sie mit dem Pflegeprotokoll einen wichtigen Nachweis, aus dem der tatsächliche Pflegeumfang hervorgeht.

Angehörige von ihrer Pflegebedürftigkeit zu überzeugen

Die Selbstständigkeit zu verlieren und dauerhaft auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, ist für viele Menschen nicht einfach. Nach einem Leben in Unabhängigkeit weigern sie sich oft, ihre Pflegebedürftigkeit anzuerkennen und zu akzeptieren. Mithilfe eines Pflegetagebuch, welches ihre Pflegebedürftigkeit belegt, können auch pflegebedürftige Familienmitglieder davon überzeugt werden, dass sie auf Hilfe angewiesen sind.

Den Unterstützungsbedarf realistisch einschätzen zu können

Anhand der Dokumentation, kann sich der Gutachter ein umfassendes Bild vom Pflege-und Betreuungsaufwands für den Pflegebedürftigen machen und muss sich nicht allein auf seine Beobachtungen verlassen.

Pflegeprotokoll schreiben – Tipps zum Führen & Ausfüllen

Damit Ihr Angehöriger einen angemessenen Pflegegrad erhält, sollten Sie die Fragen des Gutachters möglichst präzise beantworten und alle für den Pflegeaufwand relevanten Informationen konsequent aufführen und glaubhaft belegen. Beachten Sie dazu folgende Hinweise:

Den Pflegeaufwand richtig protokollieren

  1. Verwenden Sie ein aktuelles Pflegetagebuch, mit dem aktuellen Bewertungssystem.
  2. Beginnen Sie im Idealfall schon ab der Antragstellung mit dem Protokollieren des Pflegeaufwands. Es empfiehlt sich eine Dauer von mindestens zwei Wochen.
  3. Führen Sie das Pflegetagebuch auch nach dem Begutachtungstermin weiter. Falls sich die Pflegesituation verschlechtert, haben Sie einen Nachweis, den Sie Ihrem Höherstufungsantrag beilegen können.
  4. Tragen Sie zunächst die persönlichen Daten des Versicherten ein.
  5. Notieren Sie Pflegehilfsmittel, die Sie bei der Pflege Ihres Angehörigen benötigen (zum Beispiel Inkontinenzmaterial / Kompressionsstrümpfe).
  6. Gehen Sie beim Ausfüllen stets ehrlich und so genau wie möglich vor.
  7. Nutzen Sie die Notizfelder, um wichtige Informationen oder auch individuelle Schwierigkeiten festzuhalten.
  8. Vermeiden Sie Übertreibungen, aber beschönigen Sie Ihre Pflegesituation nicht.
Übersicht: Pflegeprotokoll schreiben - Tricks zum Führen und ausfüllen
Abb. 1: Pflegeprotokoll führen - Tipps zum Führen & Ausfüllen

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